11.03.2024

Sind die neuen Höchstkurse erstaunlich?

Betrachten wir die Entwicklung des DAX Kursindex, der im Gegensatz zum bekannten Performanceindex ohne Dividenden berechnet wird, dann sahen wir am 7. März 2024 ein neues Allzeithoch. Das bedeutet auch, dass die Kurse in den letzten 24 Jahren nie höher waren als an diesem Tag. Wieland Staud, der in der FAZ regelmäßig über die technische Aktienanalyse schreibt, staunte am 8. März: „Abgefahrener, krasser geht es kaum.“ 
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/kurs-dax-erreicht-neue-allzeithochs-19570708.html (leider hinter der Bezahlschranke).
Und er sieht weitere Kursgewinne. Klar, der Trend ist dein Freund, eine Börsenweisheit der „Techniker“. Ich stelle mir einen Freund allerdings verlässlicher vor. Denn der Trend existiert nur, bis er bricht, und der neue Trend soll dein neuer Freund werden.
Angesichts der nationalen und internationalen Krisen hat Wieland Staud natürlich recht. Der Aktienmarkt bewertet heute die Aktiengesellschaften höher als in den letzten 24 Jahren und ist damit recht optimistisch. Denn sonst würden die Investoren nicht so viel für die Aktien bezahlen wollen. Passt das irgendwie zusammen?
Ich versuche mal ein paar Argumente zu sammeln. Die Börse blickt in die Zukunft. Vergangenheit und Gegenwart sind allgemein bekannt und in den Bewertungen eingepreist. Die Zukunft ist aber trotz Prognosen, Überlegungen und Ahnungen unsicher. Aktuelle Ängste können verfliegen, indem die wirtschaftliche Entwicklung besser wird. Eine Hoffnung ist, dass Notenbanken Zinsen senken und damit Investitionen und Wirtschaft stimulieren. Ergeben sich Fortschritte bei der Krisenbewältigung, hebt sich die Stimmung. Und nicht zuletzt könnten die Börsianer darauf vertrauen, dass die Unternehmen zusammen mit dem technischen Fortschritt und den politischen Rahmenbedingungen die Welt verbessern. Das klingt zu optimistisch? Vielleicht, aber wenn wir zurückblicken, dann sind viele angebliche oder tatsächliche Probleme zur Zufriedenheit gelöst worden. Soll ich Beispiele nennen? Ozonloch, saurer Regen, Versiegen der Erdölquellen (Stichwort Peak Oil) bzw. allgemein der befürchtete Rohstoffmangel, beschrieben im Bestseller „Die Grenzen des Wachstums“, atomares Wettrüsten im kalten Krieg, Wasserqualität im Rhein und die Maikäfer, die es wieder gibt, anders als Reinhard Mey in den 70er Jahren sang. Wird damit alles gut? Vielleicht … Wir wissen, dass Aktien bisher langfristig eine der ertragreichsten Kapitalanlagen war, und ich bin überzeugt, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Soll man jetzt Aktien kaufen? Diese Frage höre ich oft und ich sehe mich nicht in der Lage, sie konkret und eindeutig zu beantworten. Grundsätzlich ist der Aktienkauf eine gute Sache, vorausgesetzt, man beachtet einige Regeln. In meinem Buch „Zum Glück gibt es Aktien“, habe ich einige dieser Punkte beschrieben.