Zum Glück gibt es Aktien!
Wer nichts wagt, hat schon verloren.
 

Gerds Blog

Foto: Simon Haufe

 

 





13.09.2023

Aktionäre werden aktiv!

Wenn Aktionäre aktiv werden und die Geschäftspolitik in ihrem Sinne beeinflussen, bekommt das in unseren Medien schon mal einen negativen Beigeschmack. Oft werden sie als aktivistische Investoren bezeichnet, sie kaufen Aktien von Unternehmen und fordern z. B. Abspaltungen, höhere Fremdfinanzierung oder Aktienrückkaufprogramme. Sie heißen Carl Icahn, Guy Wyser-Pratte, Primestone Capital oder Cevian Capital AB., um einige bekanntere Namen zu nennen. Während Aktivisten an der Klimafront auch mit Wohlwollen für ihre guten Motive begleitet werden, entwickelte sich im Zusammenhang mit Aktien und Börse das Narrativ, das seien böse Investoren, Spekulanten, Zocker, Plünderer. So wie Heuschrecken oder Heuschreckenschwärme, eine Metapher, die Franz Müntefering 2004/2005 verwendete. Heuschrecken sind aus dieser Perspektive keine schützenswerten Insekten, sondern gierige Investoren, die Unheil bringen.
Aber sind aktive Investoren oder aktivistische Aktionäre wirklich ein Missstand? Zunächst finde ich es richtig und wichtig, dass Aktionäre ihre Interessen wahrnehmen und beispielsweise auf der jährlichen Hauptversammlung dem Aufsichtsrat und Vorstand Leitplanken für ihr zukünftiges Handeln setzen (siehe mein Blogartikel vom 15.09.2022).

Dabei kann es schon mal vorkommen, dass die Damen und Herren der Führungsriege aus ihrer Komfortzone geholt werden und Themen angehen müssen, die sie lieber meiden. Beispiel Bayer. Dort wurde dem Unternehmen durch die Übernahme von Monsanto schwerer Schaden zugefügt und die Aktienkursentwicklung ist seit dem Deal desaströs. Zur Frage der Verantwortung gibt es einen weisen Spruch, den ich etwas aktualisiert habe: „Der Erfolg hat viele Mütter und Väter, der Misserfolg aber ist immer ein Waisenkind“. Und: Hinterher ist man immer schlauer. Die Aufsichtsgremien haben damals die Monsanto-Übernahme abgesegnet, deshalb sollte dem Vorstand nicht die alleinige Schuld zugeschoben werden. Aber die Frage, ob es weiter sinnvoll ist, das Konglomerat an Pharmaceuticals (Arzneimittel), Consumer Health (Verbrauchergesundheit) und Crop Science (Pflanzenschutz) unverändert als Einheit fortzuführen, darf gestellt werden. Eine Aufspaltung des Konzerns in fokussierte Einheiten wäre nicht automatisch erfolgreich, könnte aber die Gesamtbewertung des Konzerns als Summe aller Einzelteile verbessern. Zum Vorteil der Aktionäre.
Inzwischen fordern einige aktivistische Investoren auch eine nachhaltigere Unternehmensentwicklung durch Einbeziehung von unternehmensrelevanten ESG-Kriterien. Da dies erfahrungsgemäß in der Öffentlichkeit positiv gesehen wird, lässt sich medialer Druck begleitend einsetzen, um Unternehmen umweltfreundlicher und sozialer auszurichten. So wollte Enkraft Capital im letzten Jahr RWE grüner machen und forderte das Kohlegeschäft abzuspalten, scheiterte allerdings bisher. Dagegen gelang Engine No. 1 im Jahr 2021 ein Erfolg bei Exxon Mobile. Sie konnten drei Mitglieder im Exxon-Verwaltungsrat platzieren, um den Konzern stärker in Richtung Klimaschutz zu bewegen.

Admin - 09:32:01 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen