Zum Glück gibt es Aktien!
Wer nichts wagt, hat schon verloren.
 

Gerds Blog

Foto: Simon Haufe

 

 





22.11.2021

Ist Lufthansa eine Qualitätsaktie?

Nachdem ich in meinem Buch Zum Glück gibt es Aktien! empfohlen habe, Qualität zu kaufen (Kapitel 8) erreichte mich die Frage einer Leserin, ob die Aktie der Lufthansa AG eine Qualitätsaktie sei. 

Meine Idee ist, dass ein Anleger auch mit einfachen Überlegungen Aktien aussuchen kann. Es ist ja nicht jeder Aktien-Analyst von Beruf. Und nicht jeder hat die Zeit lange Excel-Datenreihen auszuwerten. Vielleicht ist das Ergebnis einer „handgestrickten” Auswahl nicht optimal, aber auch die Profis sind keine Hellseher.

Wie könnte man konkret am Beispiel der Lufthansa vorgehen? Also Indizien sammeln, inwieweit sie eine gute Aktie sein könnte?

Zuerst werfen wir einen Blick auf die Gewinnentwicklung und Dividende. Sofort wird klar, dass die Folgen der Pandemie das Unternehmen schwer getroffen haben. 2020 ist ein Verlust von 8,92 € pro Aktie entstanden und hat den Buchwert pro Aktie auf 1,6 € gedrückt. Eine Dividende wird aktuell nicht ausgeschüttet. In den letzten drei Jahren hat der Kurs der Aktie 59 % verloren (Daten onvista.de 26.10.21). So weit so schlimm.

Ob die Erfolgskennzahlen und damit der Aktienkurs auf Erholungskurs gehen können, wird entscheidend von den zukünftigen Reisegewohnheiten abhängen. Wird nach der Pandemie wieder so geflogen wie zuvor? Werden die politischen Rahmenbedingungen im Zuge der Maßnahmen gegen den weltweiten Klimawandel genug Spielraum lassen, damit Fluggesellschaften erfolgreich wirtschaften können? Diese Fragen kann ich nicht belastbar beantworten, eine positive Antwort wäre aber Grundlage für eine Einstufung als Qualitätsaktie. 

Eine weitere mögliche Frage wäre, ob die Flughafenbetreiber in der Lage sind, die Abfertigungskapazitäten wieder reibungslos an ein steigendes Passagieraufkommen anzupassen? Im neuen Berliner Flughafen BER scheint das aktuell nicht zu gelingen, und die Lufthansa musste während der Urlaubssaison im Herbst den Kunden mitteilen, dass sie 4 Stunden vorher am Flughafen Schlange stehen müssen.

Weiter ist mir ein Leserbrief von Professor Dr. Christian Kesseler in der FAZ vom 22. Oktober 2021 aufgefallen (https://www.faz.net/aktuell/politik/briefe-an-die-herausgeber/leserbriefe-vom-22-oktober-2021-17595686.html). Was er an Erfahrungen mit der „Kranich-Linie” berichtete, Wartezeiten in der Hotline, Überbuchungen, verspätetes/verlorenes Gepäck und die Verweigerung gesetzlich zustehender Entschädigungszahlungen wäre für mich ein Warnzeichen und sie sind kein Indiz für eine Qualitätsaktie. Ein Blick in einschlägige Foren, so schreibt der Professor in dem Leserbrief weiter, lässt ihn feststellen, dass seine Erfahrungen keine Einzelfälle seien, sondern ein generelles Problem.

Zufriedene Kunden sind meiner Überzeugung die Grundvoraussetzung für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Somit sind die Erfahrungen des FAZ-Lesers ein weiterer Anhaltspunkt, dass die Lufthansa für mich aktuell keine Qualitätsaktie ist.

Fazit: Es spricht einiges dafür, dass die Lufthansa zurzeit keine Qualitätsaktie im Sinne meines Buches ist. Falls es dem Unternehmen gelingen sollte, eine Wende einzuleiten, winken andererseits enorme Kurschancen („Turnaround”). Das Risiko, dass der Vogel abstürzt, fliegt aber stets mit.

Zuerst veröffentlicht am 01.11.2021

Admin - 14:31:24 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen

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