Zum Glück gibt es Aktien!
Wer nichts wagt, hat schon verloren.
 

Gerds Blog

Foto: Simon Haufe

 

 





10.06.2023

„Orakel von Omaha“: Irrt Warren Buffett bei der Apple-Aktie?

Der Investor Warren Buffett hat mit der Berkshire Hathaway ein erfolgreiches Investmentvehikel etabliert, an dem sich Anleger durch Kauf der Aktie beteiligen können. Wenn das „Orakel von Omaha“, wie Warren Buffett gelegentlich genannt wird, auf der Hauptversammlung der Berkshire Hathaway zu seinen Anlegern und Fans spricht, wird das nicht nur in Fachkreisen aufmerksam verfolgt. Mitte Mai wurde bekannt, dass die Holding mittlerweile bis zu 46 % in Apple Aktien angelegt hat. Auf das Thema Streuung (Diversifikation) angesprochen, sagte Buffetts Geschäftspartner Charlie Munger (FAZ 20.05.2023): „Eines der unsinnigsten Dinge, die in der modernen Universitätsausbildung gelehrt werden, ist, dass eine umfassende Diversifizierung bei Investitionen in Stammaktien unbedingt erforderlich ist“. Auf den ersten Blick verwundert diese Aussage, denn die Streuung der Anlagemittel ist eine bewährte Strategie, um titelspezifische Risiken in einem Aktienportfolio zu verringern. Das geht auf Harry Markowitz zurück, der hierfür im Jahr 1952 den Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften erhalten hat. Ist also die Konzentration der Anlagemittel auf die Apple-Aktie eine riskante Anlagestrategie?
Ja und Nein, also ein klares JEIN, denn viele, wenn nicht gar alle Themen sind ambivalent, haben also zwei Seiten. Ja, weil natürlich Markowitz den Effekt richtig erkannt hat. Mehrere Aktien senken wirksam das Risiko im Depot und die Rendite der beteiligten Einzelaktien bleibt erhalten. Das kann auch als „Free Lunch“ gesehen werden, einer Strategie mit Vorteil ohne Kosten = Nachteil.
Aber es gibt noch eine andere Sichtweise. Und die Argumentation geht wie folgt: Falls ein Investor eine wirklich sehr gute Aktie entdeckt hat, eine Aktie, die in der Zukunft viel besseren Anlageerfolg zeigen wird als andere Aktien, dann hat die Streuung in weitere Aktien eine Renditeverschlechterung des Gesamtportfolios zur Folge. Wer zuverlässig gute Aktien auswählen kann, braucht nicht zu streuen. Das ist die Erkenntnis, die Charlie Munger meint, und das könnte die aktuelle Strategie bei Berkshire Hathaway zu sein. Die Manager sind derart von der Apple-Aktie überzeugt, dass deren Wert inzwischen fast die Hälfte des Portfolios ausmacht. Falls sich die Apple weiter so gut entwickelt wie in der Vergangenheit, könnte das den Ruf von Warren Buffett als „Orakel von Omaha“ weiter fundieren.
Aus meiner bescheidenen Perspektive ist diese Strategie unnötig riskant. Das Unternehmen Apple ist unzweifelhaft gut aufgestellt und hat beste Zukunftsperspektiven. Das ist allerdings öffentlich bekannt und hat den Preis der Aktie in die Höhe getrieben. Der Aktienkurs enthält inzwischen viel positive „Hoffnung“. Sollte diese Hoffnung enttäuscht werden, enthielte der Aktienkurs einige (heiße) Luft, die entweichen könnte. Auf der anderen Seite scheint eine noch bessere Entwicklung als allgemein prognostiziert nur unter sehr glücklichen Umständen möglich. Anders formuliert: Inwieweit kann sich ein 1er-Schüler verbessern? 

Admin - 09:16:30 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen