25.06.2022
Für den Blog hatte ich mir vorgenommen, mindestens einmal im Monat einen Beitrag zu posten. Für Juni wird es nun Zeit. Aber über was soll schreiben? Zunächst fiel mir die Idee ein, meine Sicht auf die Aktienkursverluste der letzten Monate zu Papier zu bringen, also ich meine auf den Bildschirm zu bringen. Soll man jetzt kaufen? Das Problem dabei ist, dass auch ich nicht genau weiß, ob die Aktien weiter fallen werden. Ich weiß nur, dass die Preise in diesen Tagen niedriger sind als Anfang des Jahres oder Ende letzten Jahres. Aber das wissen Sie auch, das weiß jeder, der einen Aktienchart lesen kann. Und auf vielen Aktienchart geht die Kurve tendenziell von links oben nach rechts unten. Ich könnte darauf hinweisen, dass es aktuell viele gute Aktien mit Rabatt zu kaufen gibt. Früher gab es den Sommer- und Winterschlussverkauf. Heute heißt das Sale und wird gefühlt das ganze Jahr inszeniert. Der Verkäufer spart Buchstaben, der Kunde Geld. Auch bei Internethändlern können Waren im Warenkorb beobachtet werden, man wartet so lange, bis der Preis deutlich gesunken ist und schlägt zu. Das funktioniert auch mit Aktien. Nur mit dem Unterschied, dass man die nicht bei Amazon kauft. Noch nicht …
Hier ein Beispiel: Die Bechtle Aktie notierte gegenüber dem höchsten Kurs im November 2022 von knapp 70 € Mitte Juni 2022 unter 40 € - ein unglaubliches Schnäppchen, oder was meinen Sie? Natürlich können auch Schnäppchen noch günstiger werden, sprich der Kurs fällt weiter. Oma Silvia aus meinem Buch Zum Glück gibt es Aktien! hätte bei 38 € gekauft und sich über die günstige Gelegenheit gefreut. Aber Silvia kannte nicht die Monsterwelle an Problemen, die gerade auf uns zurollt: Krieg in Europa, Geldentwertung, Klimaerwärmung, Energiekrise, Corona-die-wievielte-Welle, immer weiter steigende Staatsschulden und so weiter. Und eine Spitzenpolitik, deren Worte und Taten sich auf Symptomlinderung spezialisiert haben. Dabei hätte ich fast die EZB und deren Geldpolitik (auch Politik!) vergessen. Trotz einer Inflation von über 8 % bekämpft sie aktuell mit ihren Taten eine längst überwundene Deflationsgefahr, nur ihre Worte avisieren kleinere Gegenmaßnahmen. Aktuell kauft die EZB immer noch riesige Summen Anleihen am Markt auf und hat eine negative Einlagefazilität (Negativzins).
Im Gegensatz dazu steigen die Zinsen am Kapital- und Anleihemarkt rasant. Sollte ich darüber ausführlicher schreiben? Immerhin haben Staatsanleihen bester Bonität und langer Laufzeit mehr an Wert verloren als gute Aktien. Soll ich ein Beispiel nennen? Die Anleihe der Bundesrepublik aus dem Jahre 2021, fällig im Jahre 2052, hat gegenüber ihrem Hoch im November aktuell rund 42 % verloren (Daten Börse Frankfurt 24.06.22). Mit diesem Verlust hätte sie auch eine Aktie sein können. Das liegt an der langen Laufzeit von 30 Jahren und dem Null-Coupon. Inzwischen haben die Anleger gemerkt, dass eine Anlage, die keine Zinsen zahlt und mit Kursen von zeitweise über 100 € teuer bezahlt werden musste, keine gute Anlage sein kann. Mit aktuellen Kursen von rund 61 € verspricht diese Anleihe mittlerweile einen Kursgewinn von rund 64 % bis zur Fälligkeit. Immerhin.
Wenn Sie jetzt glauben, dass ich ein extremes Beispiel gebracht habe, um meinen Blog aufzuhübschen: Die beiden 100-jährigen Staatsanleihen Österreichs haben noch deutlich höhere Kursverluste erlitten. Am Rande sei notiert, dass Österreich die Niedrigzinsphase mit solch lange Laufzeiten besser genutzt hatte als andere Finanzminister in Euroland. Damit wurde dem Steuerzahler für 100 Jahre ein sehr niedriger Zins gesichert. Es gibt also auch noch gute Nachrichten.
Warum habe ich das jetzt geschrieben? Na ja, das hat sich so ergeben. Und ich will damit schreiben, dass Anleger in der vielfach als sicher beschriebene Anlage-Kategorie Anleihen schmerzliche Verluste erleiden mussten. Also von wegen Aktien sind riskant. Anleihen können es auch sein!
Auch mir machen die vielen Problemwellen Angst. Ich bin unsicher, ob wir gerade die Weichen richtig stellen, um Wohlstand und Frieden in Deutschland zu sichern. Dann denke ich an frühere Jahrzehnte und deren Herausforderungen wie Ölkrise (mit Tempo 100 und Fahrverboten), Kalter Krieg und Aufrüstung, Stagflation, hoher Arbeitslosigkeit und den Terror der RAF (Aufzählung nicht vollständig). Aber irgendwie haben wir es hinbekommen und ich hoffe, dass wir auch jetzt wieder die richtigen Ideen haben und sie umsetzen. Wenn uns der Himmel nicht auf den Kopf fällt (frei nach dem Comic-Helden Majestix aus Asterix und Obelix), dann werden sich in 10 bis 15 Jahren Aktienanleger über eine insgesamt positive Rendite freuen können, vorausgesetzt sie haben die Erfolgsfaktoren meines Buches beherzigt (Qualität kaufen, streuen, Kosten sparen, langfristig anlegen). Aber das erfordert Mut - ein weiterer Erfolgsfaktor.
Admin - 09:36:56 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen
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