10.06.2024
Am 6. Juni 2024 hat die EZB zum ersten Mal in diesem Zyklus die Zinsen gesenkt. Brechen nun rosige Zeiten an der Börse an? Zwar ist billigeres Geld bildlich geschrieben das Schmiermittel für die Wirtschaft, aber dieser Zinsschritt dient nicht die Geldwertstabilität zu sichern, sondern hatte andere Motive. Was hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde am 11. Januar 2024 in einer Sendung des französischen Fernsehsenders France 2 gesagt? „Und wenn wir unseren Kampf gegen die Inflation gewinnen und sicher sind, dass die Inflation tatsächlich bei zwei Prozent liegen wird, dann werden die Zinssätze sinken.“ Nur rund fünf Monate später wagte die EZB eine Zinssenkung, die Inflation in den Euro-Staaten liegt aber nicht bei 2 %, sondern bei 2,6 % (Mai 2024 gegenüber Mai 2023). Und betrachten wir die Zukunft, sind noch einige Inflationstreiber in der Pipeline, etwa die hohen Lohnabschlüsse der letzten Monate.
Trotzdem wurde die Zinssenkung oft gelobt. So hofft Wirtschaftsminister Robert Habeck auf weitere Zinssenkungen. Aus Sicht der Regierung war die Zinssenkung überfällig. Die Wirtschaft, insbesondere der Bau, leidet unter den Finanzierungsbedingungen, und die Finanzminister der Euro-Zone bangen um die Finanzierbarkeit ihres Staatshaushalts, angesichts steigender Zinslasten für die Schuldengebirge.
Blicken wir wieder auf den Aktienmarkt, war die Vorfreude über die Wende im Zinszyklus so groß, dass die Aktien schon im Vorfeld der Zinswende gestiegen sind. Und das, obwohl im Hintergrund die Mauer an Sorgen weiter wuchs: Die Polykrise mit dem Krieg in Europa, politischer Hilflosigkeit angesichts der vielen Investitionserfordernisse, angefangen mit der Dekarbonisierung der Wirtschaft über Sanierung der Infrastruktur, bessere Bildung bis hin zur Ertüchtigung der Verteidigungsfähigkeit. Gleichzeitig ist die Möglichkeit der Finanzierung über weitere Schulden weitgehend ausgereizt, sodass politische Gremien priorisieren müssten, was ihnen bisher nicht gelingt.
Und die Inflation? Auch das Thema könnte zukünftig wieder die Stimmung an den Börsen belasten, denn sie ist hartnäckig zu hoch und falls die Energiepreise wieder steigen statt zu fallen wie aktuell, sind wir schnell wieder über 3 %. Wird dann die EZB die Zinsen wieder erhöhen?
Mein Fazit: Diese Zinssenkung ist kein Grund zum Jubeln an der Börse. Sie ist eher ein weiterer Stein in der Mauer der Sorgen.
Admin - 10:31:38 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen
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