10.11.2022
In unserem staatlichen Rentensystem werden die Rentenleistungen durch die aktuell Berufstätigen finanziert, die dadurch ihrerseits Ansprüche erwerben, die nächste Generationen einlösen müssen. Im Grunde werden Schulden zulasten der Kinder und Enkel aufgenommen. Die Umverteilung wie auf einem Verschiebebahnhof wird kombiniert mit Elementen eines Schneeballsystems. Ist diese Perspektive auf das Thema zu krass? Mag sein, denn das übliche Narrativ spricht von Umlagesystem und Generationenvertrag.
Da strahlt es wie ein Leuchtturm im Nebel, wenn nun dank der FDP eine sogenannte Aktienrente eingeführt werden soll. Damit ist gemeint, die Kapitalanlage in Aktien zu nutzen, um daraus zukünftige Rentenansprüche bedienen zu können. Ist das eine sinnvolle Idee?
Der Einstieg in die Kapitaldeckung ist ein erster Schritt in eine nachhaltigere und gerechtere Finanzierung der Rente. Nachhaltiger, weil die Rente weniger auf Pump finanziert wird und gerechter, weil Bevölkerungsschwankungen besser gepuffert werden können. Aktuelles Beispiel sind die Babyboomer, deren Rentenlast auf eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung trifft.
Die Anlage in Aktien ist für die Zwecke der Altersvorsorge ein geeigneter Weg, da Aktienrenditen erfahrungsgemäß langfristig über Inflation und Sparzinsen liegen, zumindest wenn man relevante Erfolgsfaktoren beachtet.
Aber 10 Mrd. € jährlich? Was können 10 Mrd. € bei grob 350 Mrd. € Rentenausgaben pro Jahr bewirken? Das ist eher der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein.
Weiter soll die Aktienrente mit Krediten finanziert werden. Kapitaldeckung auf Pump ist aber keine Kapitaldeckung! Das erinnert eher an ein gehebeltes Finanzvehikel. Wenn dann nach ein paar Jahren festgestellt werden sollte, dass die Aktienrenditen minus Verwaltungskosten unter den Kreditzinsen lagen (das kann durchaus vorkommen), ist die Rentenversicherung ärmer als ohne Aktienrente.
Fazit: gute Ausgangsidee, schlechte Umsetzung.
Admin - 17:05:36 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen
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