Zum Glück gibt es Aktien!
Wer nichts wagt, hat schon verloren.
 

Gerds Blog

Foto: Simon Haufe

 

 





12.12.2021

Alarm, Alarm! Die EZB warnt.

In einem Blog-Artikel der Bankenaufseher vom 7. Dezember 2021 informiert die EZB unter anderem:
- selbstgefällige Haltung der Marktteilnehmer
- Suche nach Rendite hat in mehreren Marktsegmenten zu überzogenen Bewertungen geführt
- Anzeichen von Marktüberschwang
- plötzliche Anpassung der Renditen könnte zu Korrekturen bei den Vermögenspreisen führen
- hohe Aktienbewertungen
https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/blog/2021/html/ssm.blog211207~9095f6f1fd.de.html

Das ist zunächst eine wohlmeinende Warnung an die Banken, ihre Risiken genauer zu beobachten und falls erforderlich zu reduzieren. Für den interessierten Bürger und Privatanleger ist es ein Hinweis, ungesicherte Bankanlagen, insbesondere Bankaktien und nachrangige Bankanleihen, mit Vorsicht zu betrachten. Aber es ist für mich vor allem bemerkenswert, dass eine Sparte der EZB (Bankenaufsicht) vor den Auswirkungen einer anderen Sparte der EZB (Geldpolitik) warnt. Denn die extrem expansive Geldpolitik der EZB, zuletzt im Zuge der Pandemie, hat mit massiven Anleihekaufprogrammen und Negativzinsen den Risikoappetit am Kapitalmarkt provoziert. Wenn Kapitalsammelstellen (z. B. Banken) und Privatanleger für sichere Anlagen keine Zinsen mehr erzielen können, dann suchen sie sich Alternativen. Sonst frisst die Inflation den Geldwert mit der Zeit auf.
Mit anderen Worten: Die Geldpolitik der EZB hat in den letzten Jahren mächtig eingeheizt und nun warnen die Aufseher der EZB vor der Brandgefahr! Mir liegen jetzt noch deutlichere Worte auf der Zunge, aber als kleiner privater Beobachter halte ich mich zurück. Immerhin könnte ich mich auch irren…
Was bedeuten nun die Worte der EZB? Ich bin der Überzeugung, dass der private Anleger die Warnung ernst nehmen sollte. Was sich gerade an den Kapitalmärkten abspielt, ist nicht gesund. Insbesondere besteht das Risiko eines unerwartet starken Zinsanstiegs an den Anleihemärkten. Wenn bei Inflationsraten von über 4 % die Bundesanleihe fällig im fernen Jahr 2052 immer noch eine negative Rendite hat, kann das nicht normal sein. Was könnte passieren? Die Marktteilnehmer könnten in naher Zukunft ein nachhaltig höheres Niveau der Geldentwertung erwarten, preisen also die düstere Zukunft durch fallende Preise für Anleihen ein. Das könnte sich zu einem unangenehmen Crash ausweiten, der auch weitere Kapitalmärkte beeinflusst. Eine gute Frage in dem Zusammenhang wäre, warum der Anleihemarkt nicht schon längst auf die Situation reagiert hat? An sich hätte er das tun müssen. Vielleicht liegt es daran, dass das Wohlfühlszenario der Geldpolitik die Risikowahrnehmung eingeschläfert hat? Denn genau davor warnen nun die Bankenaufseher (=EZB).

Admin - 16:03:07 @ Gerds Blog | Kommentar hinzufügen